Twitter-Analyse 2021: So aktiv sind die Landtagsfraktionen
Das Jahr 2021 neigt sich dem Ende. Wir finden: Es ist Zeit für eine letzte Social Media-Analyse! Diesmal geht es um Twitter. In unseren bisherigen Analysen haben wir die Aktivität der Landtagsfraktionen auf Facebook und Instagram unter die Lupe genommen. Mit Twitter haben wir uns zuletzt im ersten Quartal 2020 auseinandergesetzt. In dieser Analyse fragen wir: Was hat sich seitdem verändert? Wer ist wie aktiv, wer kann mit welchen Posts seine Community erreichen und wer hat sich in den letzten eineinhalb Jahren weiterentwickelt? Noch eine Vorbemerkung: In unsere Analyse haben wir auch die ehemalige AfD-Fraktion Schleswig-Holstein eingebunden, die letztes Jahr ihren Fraktionsstatus verloren hat und jetzt als Gruppe im Parlament vertreten ist. Der Untersuchungszeitraum war der 1. Juli bis 30. September 2021.
Landtagsfraktionen mit den meisten Followern auf Twitter
Wie auch in den anderen sozialen Netzwerken gilt: Je mehr Follower, desto besser. Denn jeder Follower vergrößert die potentielle Audience. Was auffällt? Die Top 10 der besonders followerstarken Accounts liegen allesamt in den vier Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Berlin und Bayern. Das ist auch insofern interessant, als dass offenbar neben den einwohnerstarken Bundesländern NRW und Bayern insbesondere auch die drei größten deutschen Städte (Berlin, Hamburg, München als Teil von Bayern) zu den Twitterhochburgen zählen. In den großen Städten wohnen viele Menschen, die im Journalismus, Lobbying und anderen Digitaljobs tätig sind: Überdurchschnittlich viele von ihnen nutzen Twitter, um sich zu informieren und auszutauschen.
An der Spitze liegt die SPD mit ihren Profilen aus Nordrhein-Westfalen (16.335 Fans) und Hamburg (13.832 Fans, gemeinsames* Profil mit dem Landesverband), dicht gefolgt von der FDP-Fraktion NRW sowie der Grünen-Fraktion Berlin. Auf den Plätzen 6-10 folgen die Grünen Hamburg (gemeinsames* Profil mit der Partei), die CSU-Fraktion Bayern, die CDU-Fraktion NRW, die AfD-Fraktion Berlin, Bündnis 90/Die Grünen-Fraktion NRW sowie in Bayern. Weiterhin auffällig: Die AfD-Fraktionen sind nur ein einziges Mal in der Top 10 vertreten – auf den Massenkanälen Facebook und Instagram sind sie deutlich häufiger unter den ersten Zehn vertreten.
Landtagsfraktionen mit den meisten Posts auf Twitter
Ohne Tweets keine Reichweite. Diese Regel beherzigen nicht alle Landtagsfraktionen, die einen Account auf Twitter haben. Um die User der Plattform zu erreichen, sind das regelmäßige Veröffentlichen von interessanten Beiträgen und der Dialog mit anderen Usern die zentralen Mittel, um wahrgenommen zu werden. Hier lassen sich enorme Unterschiede zwischen den Landtagsfraktionen ausmachen. Wichtig: Wir machen in der Analyse keinen Unterschied zwischen Tweet und Retweet, sondern sprechen durchweg von Tweets.
Die meisten Tweets im untersuchten Zeitraum stammen von der Linksfraktion Berlin (579 Tweets). Ebenfalls über 500 Tweets veröffentlichten die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen in Berlin (533 Tweets) und in Bayern (528 Tweets). Gleich sechs Landtagsfraktionen posteten hingegen im Untersuchungszeitraum nicht einen einzigen Beitrag auf Twitter und retweeteten auch nichts: Die CDU-Fraktion und die SPD-Fraktion aus Mecklenburg-Vorpommern, die CDU-Fraktion und die SPD-Fraktion aus Sachsen, die CDU-Fraktion Schleswig-Holstein und die AfD-Fraktion Hessen waren komplett inaktiv.
Landtagsfraktionen mit den meisten Likes ihrer Posts auf Twitter
Viele Follower auf Twitter zu haben bedeutet nicht zwangsläufig, dass auch viele Likes erzielt werden. Das zeigt sich ähnlich wie bei der Analyse im vergangenen Jahr: Mit Abstand die meisten Likes erreichte die AfD-Fraktion NRW (26.500 Likes gesamt), obwohl sie nicht zu den followerstärksten Fraktionen auf Twitter gehört. Die AfD-Fraktion Berlin, 2020 noch auf Platz 1 in dieser Kategorie, folgt ihr auf Platz 2 mit weniger als der Hälfte an Likes (10.720). Auf Platz drei landet mit deutlichem Abstand die AfD-Fraktion Sachsen (6.184 Likes) und verdrängt die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen aus Berlin (5.995 Likes).
Ähnlich wie schon bei unserer kürzlich veröffentlichten Facebook-Analyse zeigt sich, dass die AfD mit ihren Beiträgen die User emotionaler und damit hinsichtlich der Like-Wahrscheinlichkeit erfolgreicher anspricht. Anders als dort kann sie die Likes aber nicht zu einem deutlichen Mehr an Followern verwandeln. Das gleiche Schicksal erleben mehrere Fraktionen von Grünen, SPD und Linken, denen es bei den Likes gelingt, in der Top 10 vertreten zu sein – nicht aber unbedingt auch bei den Followern.
Verifizierte Twitter-Profile
Wie bei Facebook und Instagram ist es auch bei Twitter mittlerweile wieder möglich, das Profil mit einem „blauen Haken“ verifizieren zu lassen. Damit zeigen die Accounts den Usern, dass der „Account von öffentlichem Interesse" und damit echt ist. Insgesamt sind 58 der 79 Profile von Landtagsfraktionen bei Twitter verifiziert. Hierbei schaffen es Bündnis 90/Die Grünen auf eine Verifizierungsquote von 100% bei 13 Landtagsfraktionen. Auch die Linke (9 von 10), die CDU (13 von 15), die SPD (12 von 15) und die FDP (5 von 10) können relativ viele Profile mit Verifizierung aufweisen. Mit weniger als einem Drittel (4 von 13) verifizierter Twitterprofile belegen die AfD-Landtagsfraktionen in dieser Kategorie den letzten Platz.
Top 20-Tweets der Landtagsfraktionen auf Twitter
Der erfolgreichste Tweet im Untersuchungszeitraum stammt von der Linksfraktion aus dem Saarland, die mit ihrem Beitrag zur Kinderimpfung ("Kinderimpfung bleibt verantwortungslos!") 1.158 Likes erreichte. Auf Platz zwei folgt der Tweet der FDP-Fraktion Bayern mit der Forderung "Auch Bayern braucht einen Freiheitstag!" (845 Likes). Knapp dahinter auf Rang drei liegt die AfD-Fraktion NRW mit einem Tweet zum Hochwasserschutz "2018: AfD forderte 20 Mio. € für Hochwasserschutz! CDU: Abgelehnt! FDP: Abgelehnt! SPD: Abgelehnt! Grüne: Abgelehnt!" (838 Likes).
Hier geht's zur Auflistung der Top 20-Tweets als PDF.
Gemeinsame Twitter-Profile von Partei und Fraktion
Die meisten, aber nicht alle Landtagsfraktionen, betreiben ein eigenes Twitter-Profil. Ist das empfehlenswert? Auf den ersten Blick womöglich schon: Zum einen haben Landesverband und Landtagsfraktion gemeinsam viel mehr Content. Und mehr Content verspricht auch langfristig mehr Follower und Reichweite. Zum anderen dürfte vielen Bürger:innen der Unterschied zwischen Partei und Fraktion auf Landesebene ohnehin weniger bewusst sein.
Auf der anderen Seite machen sich Fraktionen aber rechtlich angreifbar, wenn eine unklare Vermischung von Partei und Fraktion und damit womöglich eine "versteckte Parteienfinanzierung" vorliegt. Der Bundesrechnungshof forderte zuletzt "klarere Regeln für den Umgang der Bundestagfraktionen mit dem ihnen anvertaruten Steuergeld". Denn das Geld dürfen die Fraktionen nur für die Arbeit im Parlament einsetzen, nicht für die Partei.
Mindeststandard sollte deshalb für jedes gemeinsame Profil sein, die gemeinsame Nutzung klar erkennbar und die Kommunikation von Partei und Fraktion eindeutig unterscheidbar zu machen. Beispielhaft setzen dies die hessischen Grünen um, die sogar jeden veröffentlichten Post mit /F für Fraktion und /P für Partei einordnen. Beim Profil der SPD-Fraktion aus Hamburg – immerhin der zweitstärkste Twitter-Account nach Followern – fehlt allerdings ein solcher Hinweis: Das Twitter-Profil ist auf der Website der SPD-Landtagsfraktion im Footer verlinkt, allerdings gelangt man zum Profil "@spdhh" bzw. der "SPD Hamburg", also vermutlich der Partei. Gleichzeitig gibt es aber keinen eigenen Fraktionsaccount. Zumindest in der Vergangenheit wurde der Account klar auch als Fraktionsaccount genutzt, wie ein Tweet aus dem Jahr 2017 nahelegt. Auch markieren mehrere Nutzer die SPDHH (etwa hier der Ex-Fraktionsvorsitzende und gegenwärtige Finanzsenator Dressel oder hier SPD-MdB Niels Annen), wenn die Fraktion gemeint ist. Wir haben ihn in der Analye daher als Fraktionsaccount berücksichtigt, auch wenn der eigene Content zuletzt ganz überwiegend Parteicontent zu sein scheint.
Stand: 13.12.2021
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