Zoom Fatigue: 4 Tipps gegen Videokonferenz-Verdruss
Ob Skype, WhatsApp, GoToMeeting oder Microsoft Teams, der Effekt ist immer derselbe: die sogenannte Zoom Fatigue. Wer häufig Video-Meetings abhält, kennt das Phänomen. Die Konzentration nimmt ab, Ungeduld macht sich breit – womöglich gepaart mit Kopfschmerzen, Müdigkeit und unwirschem Reagieren auf die Mitmenschen. Seit Beginn der Corona-Pandemie sind Videokonferenzen für viele zum Mittel der Wahl geworden. Das Stanford Virtual Human Interaction Lab (VHIL) untersuchte die psychischen Folgen des stundenlangen Aufenthalts auf Videochat-Plattformen. Das Ergebnis: Videokonferenztools haben Konstruktionsfehler, die den menschlichen Geist und Körper überfordern.
Was sich dahinter verbirgt und was Du gegen die Bildschirm-Müdigkeit tun kannst, verraten wie Dir in unseren vier Tipps gegen die Zoom Fatigue.
1. Zoom-Müdigkeit entgegegenwirken: Distanz schaffen
Sowohl der Umfang des Augenkontakts bei Video-Meetings als auch die Größe der Gesichter auf dem Bildschirm sind unnatürlich – und anstrengend. Denn in einem Meeting in Präsenz schaust Du die sprechenden Personen an, machst Dir Notizen oder schaust woanders hin, z.B. aus dem Fenster. Bei Video-Meetings sieht das anders aus. Jeder schaut jede und jeden an, die ganze Zeit. Auch zuhörende Personen erhalten eine Prominenz wie sonst ein Sprecher bzw. Sprecherin. Das heißt, selbst wenn Du in einem Meeting einmal nicht sprichst, siehst Du immer noch in Gesichter, die Dich anstarren – und die Du anstarrst. Die Anzahl der Blickkontakte wird dadurch drastisch erhöht. Hinzu kommt noch die unnatürliche Größe der Gesichter auf dem Bildschirm. Im wirklichen Leben kommen Dir Gesichter allenfalls von engen Freunden so nah.
Unser Tipp: Nimm Zoom und Co. aus der Vollbildoption heraus und minimiere das Fenster auf eine angenehme Größe. Verwende wenn möglich eine externe Tastatur, um mehr Abstand zwischen Dir und dem Raster zu schaffen. Auch eine externe Kamera, die weiter vom Deinem Bildschirm entfernt ist, ermöglicht es Dir, Dich in virtuellen Meetings, genauso wie in der Realität, zwischendurch vom Bildschirm zu entfernen. So schaffst du Dir mehr Distanz und Flexibilität.
2. Zoom Fatigue reduzieren: Selbstansicht vermeiden
Die meisten Videoplattformen zeigen Dir während des Chats ein Quadrat, in dem Du Dich selbst sehen kannst. In ständiger Selbstkontrolle stellst Du sicher, dass Du Dich aus dem besten Winkel zeigst. Im wirklichen Leben schauen wir jedoch nicht permanent in den Spiegel, während wir in einem Meeting sind. Warum solltest Du Dich also in einem virtuellen Meeting ständig begutachten? Auch Studien zeigen, dass Du Dir selbst gegenüber kritischer bist, wenn Du ein Spiegelbild von Dir selbst siehst. Daher kann es negative emotionale Folgen mit sich bringen, wenn Du Dich ständig selbst anschaust, während Du sprichst, Rückmeldung gibst und bekommst.
Unsere Empfehlung: Aktiviere die Schaltfläche "Selbstansicht ausblenden", sobald Du Kamera, Licht und Mikro überprüft hast. Aber nicht vergessen: Nur weil Du Dich nicht sehen kannst, heißt das nicht, dass die anderen Dich nicht sehen können. Also nicht in der Nase bohren!
3. Zoom-Müdigkeit vermeiden: Pausen machen
Viele unterschätzen die Anstrengung der geringen körperlichen Aktivität. Die Bewegungsfreiheit vor dem Bildschirm ist aber in einer Weise eingeschränkt, die unnatürlich für Menschen ist. Während Du bei realen Meetings und Telefonaten die Körperposition zumindest etwas verändern kannst, verharrst Du bei Videokonferenzen in der Regel an einem festen Platz. Sogar die Kopfposition ist häufig starr. Das liegt natürlich daran, dass die meisten Kameras ein festes Sichtfeld haben und Dein Technik-Setup vermutlich an einen Schreibtisch gebunden ist. Doch Forschungsergebnisse zeigen, dass Du bessere kognitive Leistung erbringst, wenn Du Dich zwischendurch bewegst.
Unser Vorschlag: Halte Dich kurz oder plane Pausen ein. Wenn möglich, begrenze die Sitzungszeit auf ein Maximum von 45 Minuten. Nicht ohne Grund sind Schulstunden auf diese Zeit beschränkt, weil danach oft die Konzentration nachlässt. Falls das Meeting länger dauern muss, plane mehrminütige Pausen zwischendrin ein, in denen alle Teilnehmenden aufstehen, einen Tee holen oder sich die Füße vertreten können – ganz wie im realen Leben.
4. Zoom Fatigue abmildern: Audio-Only Meetings
Ein weiteres Problem bei Video-Meetings ist die stark eingeschränkte nonverbale Kommunikation. Wenn Du normalerweise real mit Deinem Gegenüber interagierst, nimmst Du nicht nur die Worte wahr. Auch die nonverbale Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil von Gesprächen. Mimik und Gestik transportieren wichtige Informationen, die Du für gewöhnlich nebenbei wahrnimmst und unbewusst selbst produzierst.
Bei Videochats musst Du Dich jedoch mehr anstrengen, um Signale zu senden und zu empfangen. Meist sitzen die Leute starr auf Ihrem Platz und versuchen, mehrere Gesprächsteilnehmer:innen gleichzeitig wahrzunehmen. Jeder blickt frontal in die Kamera. Jede Bewegung, jedes Wort führt zu einem Bildwechsel oder anderweitigen visuellen Hinweisen auf dem Monitor. Deine Augen und Dein Gehirn registrieren alles und sind dadurch extrem angespannt. Hinzu kommt die Mehrdeutigkeit von Gesten in Videokonferenzen: Ein kurzer Blick aus dem Fenster oder nach unten aufs Telefon während einer persönlichen Besprechung wird viel weniger Bedeutung beigemessen als wenn Du in einem Videochat zur Seite blickst – oder sich gar Dein Haustier im Bildschirmhintergrund bewegt.
Unser Tipp: Gönne Dir während längerer Besprechungen in regelmäßigen Abständen eine "Audio-Only"-Pause, indem Du sämtliche Kameras wegschaltest. Wenn Du der Organisator bist, biete das vorab auch allen anderen Teilnehmer:innen an. So bekommst Du nicht nur eine Pause von der nonverbalen Aktivität, Du kannst auch Deinen Körper vom Bildschirm wegdrehen, die Arme strecken oder kurz aufstehen. Auf diese Weise verschaffst Du Dir eine Erholung von den ermüdenden Gesten, die für Deinen Geist und Körper anstrengend, aber an sich sozial bedeutungslos sind.
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