Bluesky, Mastodon: Was kommt? Was bleibt? Was lohnt sich?

Bluesky und Mastodon

Die Welt der sozialen Medien ist im Umbruch. Seit der Übernahme von X (ehemals Twitter) durch Elon Musk sorgen veränderte Moderationsrichtlinien, algorithmische Bevorzugung von zahlenden Nutzern und eine zunehmende politische Polarisierung für Unmut. Viele suchen nach Alternativen, um sich einer dezentraleren, werbefreien und sichereren Umgebung anzuschließen. Besonders zwei Plattformen rücken dabei in den Fokus: Bluesky und Mastodon. Doch was unterscheidet sie von X? Und lohnt sich der Wechsel?

Bluesky: Die neue Hoffnung für ein freies Social Web

Bluesky hat in den letzten Monaten wieder große Aufmerksamkeit erlangt – nicht zuletzt, weil es ursprünglich als Projekt von Twitter begann. Die Plattform setzt auf ein offenes, dezentrales Protokoll, das es Nutzer:innen ermöglicht, ihre eigenen Netzwerke aufzubauen. Ziel ist es, eine Alternative zu zentralisierten Plattformen zu schaffen, die mehr Kontrolle über Inhalte und Daten bietet.

Mehr Kontrolle für Nutzer:innen durch Dezentralisierung

  1. Nutzer:innen können eigene Server betreiben und individuelle Community-Regeln festlegen.
  2. Die Plattform ist nicht an ein einzelnes Unternehmen gebunden, was Monopolbildungen entgegenwirkt.
  3. Datenschutzfreundlich: Weniger Tracking und mehr Kontrolle über eigene Daten.

Bluesky befindet sich noch im Aufbau und eine Anmeldung war bis Februar 2024 nur per Einladung möglich. Aber mittlerweile ist die Plattform ohne Einladung zugänglich. Nutzer:innen können sich einfach mit ihrer E-Mail-Adresse registrieren, was den Zugang erleichtert und das Wachstum der Plattform beschleunigt.

Herausforderungen: Geringe Reichweite auf Bluesky und Unsicherheiten

Trotz des Potenzials von Bluesky gibt es Herausforderungen, die einen Wechsel erschweren. Drei Punkte möchten wir hervorheben. 

  1. Noch geringe Nutzerzahlen: Was die Akzeptanz und Nutzerbasis betrifft muss Bluesky mit etablierten Netzwerken konkurrieren, um eine relevante Basis zu erreichen. Die Nutzerzahlen wachsen zwar kontinuierlich – aktuelle Statistiken dazu werden von der Bluesky-Gründerin bereitgestellt - sind aber noch nicht mit etablierten Plattformen vergleichbar. Viele zögern daher, weil sie auf X weiterhin eine größere Reichweite und bereits bestehende Netzwerke haben.
  2. Fehlende Monetarisierungsstrategie: Unklar ist, wie sich Bluesky langfristig finanzieren wird.
  3. Sicherheitsbedenken: Neue Plattformen stehen vor Herausforderungen, wenn es um den Schutz vor Desinformation und Missbrauch geht. Beispielsweise weil sie möglicherweise nicht über die gleichen Ressourcen und Sicherheitsmaßnahmen verfügen wie etablierte Plattformen.
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Mastodon: Der soziale Elefant im Raum

Mastodon ist nicht neu, aber es gewinnt wieder an Popularität. Als dezentralisiertes soziales Netzwerk bietet es eine Alternative zu den großen, zentralisierten Plattformen. Mit seinem Fokus auf Datenschutz und Benutzerkontrolle ermöglicht es Mastodon den Nutzer:innen, ihre eigenen Server zu hosten und miteinander zu kommunizieren, ohne von einem zentralen Unternehmen abhängig zu sein. Doch wie erfolgreich kann Mastodon gegenüber den etablierten Giganten sein?

Mehr Datenkontrolle durch eigene Server

Mastodon ist ein dezentralisiertes soziales Netzwerk, bei dem Nutzer:innen ihre eigenen Server hosten können. Dies bietet mehr Kontrolle über ihre Daten und Inhalte, da sie nicht von einem zentralen Unternehmen abhängig sind. Die dezentrale Natur der Plattform ermöglicht es Benutzer:innen auch, sich Communitys anzuschließen, die auf bestimmten Interessen oder Werten basieren, und ihre Erfahrung nach ihren eigenen Vorlieben anzupassen. All das könnte eine attraktive Option für diejenigen sein, die mehr Autonomie wünschen. Auch in Punkto Community-Fokus hebt sich die Plattform von anderen ab: Sie fördert die Bildung kleinerer, fokussierter Gemeinschaften, die sich "Instanzen" nennen. Das Ergebnis kann eine angenehmere und persönlichere Online-Erfahrung sein, in der Nutzer:innen sich besser verstanden und gehört fühlen.
Ahnlich wie Bluesky legt Mastodon großen Wert auf Datenschutz und Anonymität: Nutzer:innen können wählen, wie viele Informationen sie teilen möchten und haben die Möglichkeit, sich unter Pseudonymen zu registrieren, um ihre Privatsphäre zu schützen. Im Gegensatz zu einigen zentralisierten Plattformen, die Daten zur Personalisierung und Werbung sammeln, gibt Mastodon den Benutzer:innen mehr Kontrolle darüber, wie ihre persönlichen Informationen verwendet werden.

Mastodon muss gelernt sein  

Wir haben aber auch einige Hinweise für eventuelle Probleme oder Herausforderungen der Plattform: Aufgrund der eben bereits erwähnten dezentralen Natur von Mastodon kann es schwieriger sein, eine breite Sichtbarkeit und Reichweite zu erlangen. Vorallem User:innen, die ihre Inhalte teilen und verbreiten möchten, könnten darunter leiden. So kann es auch zu Fragmentierung und Isolation kommen, da Benutzer:innen sich hauptsächlich in ihren eigenen Instanzen bewegen und weniger Interaktionen mit anderen Instanzen haben. Die Folge kann ein eingeschränktes Blickfeld und die Behinderung oder Gefährdung eines möglichen Austauschs sein.
Die Nutzung von Mastodon erfordert zudem möglicherweise eine gewisse Lernkurve, insbesondere für Nutzer:innen, die an zentralisierte Plattformen gewöhnt sind. Die Navigation zwischen Instanzen, das Verständnis der Funktionsweise von "Toots" (Beiträgen) und der Hashtag-Kultur können für Neulinge herausfordernd sein und potenziell die Akzeptanz beeinträchtigen.
Insgesamt gibt es also sowohl positive als auch negative Aspekte bei Bluesky und Mastodon. Die Wahl zwischen den beiden hängt stark von den individuellen Präferenzen der Nutzer:innen und den Entwicklungen in der sozialen Medienlandschaft ab.
 

Was bleibt von den großen Plattformen?

Angesichts der neuen Entwicklungen in der sozialen Medienlandschaft ist es ungewiss, wie die etablierten Plattformen wie X (ehemals Twitter) und Facebook auf die Herausforderungen von Bluesky und Mastodon reagieren werden. Es bleibt die Frage, ob diese Giganten weiterhin dominieren werden oder ob sich die Dynamik verschieben wird. Möglicherweise sehen wir Anpassungen von Seiten der großen Player, wie sie ihre Dienste verbessern oder neue Funktionen einführen, um mit der Konkurrenz Schritt zu halten. Andererseits könnten sie auch versuchen, durch Übernahmen oder Partnerschaften die Dezentralisierungstrends zu integrieren oder eigene alternative Lösungen zu entwickeln.

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Die Benutzerperspektive: Was lohnt sich für mich?

Inmitten dieser Veränderungen in der sozialen Medienlandschaft wird die Benutzerperspektive entscheidend sein. Letztendlich sollte jede Veränderung in der sozialen Medienlandschaft die User:innen im Fokus haben. Sie sollten selbst genau prüfen, was ihren Bedürfnissen am besten entspricht. Welche Plattform bietet die beste Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Kontrolle? Welche ermöglicht es den Nutzer:innen, ihre Stimme zu entfalten und echte Verbindungen herzustellen? Es wird entscheidend sein, welche Plattform das beste Gleichgewicht zwischen diesen Aspekten bietet und den Benutzer:innen ermöglicht, ihre Online-Präsenz auf authentische und erfüllende Weise zu gestalten. Letztendlich werden die Nutzer:innen darüber entscheiden, welche Plattformen sich langfristig durchsetzen und welche einen dauerhaften Mehrwert bieten.
Abschließend lässt sich sagen, dass sowohl Bluesky als auch Mastodon nur zwei Beispiele für die ständige Evolution der sozialen Medien sind. Während wir gespannt darauf warten, wie diese Plattformen die Landschaft verändern werden, sollten wir auch darüber nachdenken, welche Art von Online-Kommunikation wir uns für die Zukunft wünschen. Vielleicht erleben wir eine Verschiebung hin zu mehr Dezentralisierung, Datenschutz und Benutzerkontrolle – oder die etablierten Plattformen werden sich neu erfinden, um diesen Herausforderungen zu begegnen. In jedem Fall steht uns eine aufregende Zeit in der Welt der sozialen Medien bevor.

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